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Gigo hatte am 21.1.2016 im Alter von 10 1/2 Jahren eine Magendrehung, die er mittlerweile gut überstanden hat. Für diejenigen die sich über die Problematik der Magendrehung informieren möchten, habe ich hier ein paar Informationen zusammengestellt.

 

Magendrehung

Eine Magendrehung ist ein sehr ernst zu nehmender, tiermedizinischer Notfall. Die Überlebenschance des Hundes ist um so höher, je schneller er zum Tierarzt kommt. Wenn sich beim Hund der Magen gedreht hat, besteht ohne eine schnelle tierärztliche Versorgung akute Lebensgefahr. Der Ersthelfer am Unglücksort übernimmt die notfall-medizinische Erstversorgung des Hundes und organisiert den unverzüglichen Transport zum Tierarzt.

NOTFALL-CHECKLISTE : Magendrehung


Eine Magendrehung ist ein Wettlauf mit dem Tod. Wenn ihr Hund einen aufgeblähten Bauch hat und dabei unruhig hin und her läuft, wenn ihm kein Platz recht ist - wenn er häufig zwischen Liegen, Stehen und Umhergehen wechselt oder gar schon einen gekrümmten Rücken zeigt - kann der dramatische Notfall bereits eingetreten sein. Warten Sie nicht ab - ob sich das Ganze noch bessert. Wenn es eine Magendrehung ist, wird sich nichts mehr bessern. Eine Magendrehung ist äusserst heimtückisch und zerstört schon nach kurzer Zeit den Magen und andere lebenswichtige innere Organe. Ihr Hund vertraut Ihnen - handeln Sie bevor es zu spät ist!

A. AUSGANGSLAGE

der Hund zeigt plötzlich die Anzeichen einer Magendrehung, Symptome siehe unten
das Tier kann ansonsten vollkommen gesund sein
die Symptome können nach dem Fressen und vielleicht einem wilden Herumtollen auftreten
es kann aber auch aufgrund einer vollkommen unbekannten Ursache sein
betroffen sind vor allem größere Hunde
mit zunehmendem Lebensalter und gedehnten Bändern, die den Magen halten, steigt das Risiko
es bleibt nur wenig Zeit
der Hund muss unverzüglich zum Tierarzt
ohne einen chirurgischen Eingriff wird das Tier sterben
durch den verdrehten Magen sind sowohl Mageneingang wie Magenausgang abgeschnürt
der Mageninhalt kann weder in Richtung Darm entleert noch erbrochen werden
sich entwickelnde Gase blähen den Magen lebensgefährlich auf
durch die Verdrehung wird der Magen nicht mehr richtig durchblutet und kann teilweise absterben



A.1 HINTERGRUND-INFOS


der Magen des Hundes ist nicht starr mit der Bauchhöhle verbunden, sondern wird beweglich von flexiblen Bändern an seiner Position festgehalten
darüber hinaus sorgen am Mageneingang die Speiseröhre und am Magenausgang der Dünndarm für eine stabile Ausrichtung
der Magen des Hundes kann in kurzer Zeit eine grosse Menge an Nahrung aufnehmen
dabei kann er sich in jede Richtung dehnen
Blutgefässe und Nerven führen an der Speiseröhre, dem Dünndarm und den Bändern entlang zum Magen und versorgen ihn
im Magen entstehende Gase können nach oben über die Speiseröhre entweichen, wenn unsere Fellnase einmal rülpst
natürlich geht es auch in diese Richtung, wenn er sich einmal übergeben muss
in die andere Richtung - 'nach hinten' geht es mit dem Nahrungsbrei - in den Dünndarm
für die Funktion des Magens ist es essentiell wichtig - dass beide Öffnungen verfügbar sind



A.2 Ursache der Magendrehung


die eigentliche Ursache der Magendrehung beim Hund ist wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen - daher gibt es hier viele Spekulationen
man muss von einem multifaktoriellen Zusammenwirken vieler Einzelfakoren ausgehen
von Magendrehungen sind häufiger die Rassen mit großem Brustkorb betroffen, bei denen der Magen viel Platz hat, sich um die eigene Achse zu drehen. Am besten ist es den Züchter zu fragen, ob ihm Fälle bekannt sind.
betroffene Hunderassen sind u.a.: Dogge, Schäferhund, Boxer, Cow Chow, Greyhound, Dobermann, Molosser
meistens sind die Tiere bereits über zwei Jahre alt
für ältere Hunde scheint das Risiko grösser zu sein, möglicherweise wegen einer Bindegewebeschwäche im Bereich dern Aufhängung des Magens
die Magendrehung wird häufiger abends und nachts als morgens und tagsüber bemerkt (Bringen Sie trotzdem auch spätabends den Hund in die Tierklinik! Am Morgen lebt er vielleicht nicht mehr!)
Auf jeden Fall wird eine Magendrehung gefährlich, wenn der Hund nicht sofort zum Arzt kommmt. Ein Selbstheilung gibt es bei diesem lebensgefährlichen Notfall nicht.


A.3 Risikofaktoren der Magendrehung beim Hund

Füttern einer einzigen, grossen Futterportion am Tag (RAGHAVAN et al.,2004)
Risiko steigt bei Verfütterung aus einer erhöhten Futterschüssel (vermutet wird das Mitschlucken von Luft)
familäre Vorbelastung
Trockenfütterung (möglicherweise wegen Volumenzunahme durch Quellung des Futters im Magen)
grosse Hunde mit Schulterhöhe über 60 cm
Hunde mit grossem, tiefem Brustkorb
das Risiko steigt mit zunehmendem Alter (vermutet wird, dass die Festigkeit der Bänder die den Magen halten, im Laufe des Lebens nachlassen
Stress kann das Risiko ebenfalls steigern (GLICKMAN et al., 1997; ELWOOD et al., 1998)


Wenn der Notfall eingetreten ist und ihr Hund die Symptome einer Magendrehung (s.u.) aufweist, beginnt für ihn ein Rennen gegen die Uhr. Abwarten oder gar ignorieren ist sein sicherer Tod! Nichts - aber auch gar nichts wird sich durch Abwarten verbessern - im Gegenteil. Seine Zeit läuft ab. Machen Sie ihrer Familie unmissverständlich klar - egal ob Wochenende, Mitternacht oder kurz vor Abflug in den Urlaub mit gepackten Koffern: ein Familienmitglied ist in allerhöchster Lebensgefahr und muss sofort (!) zum Arzt oder in die Klinik. Jedes Zögern und jede halbherzige Unentschlossenheit kann seinen Tod bedeuten. »Wir haben einen Notfall in der Familie! Wir müssen jetzt handeln, bevor es zu spät ist!«


C. SYMPTOME

die Symptome können je nach Einzelfall mehr oder weniger stark auftreten
typisch ist der aufgeblähte Bauch
der Hund ist unruhig, läuft hin und her, sitzt viel
kein Platz ist ihm recht - er wechselt häufig zwischen Liegen, Stehen und Umhergehen, mit tiefhängendem Kopf, mit eingezogenem Bauch und gekrümmten Rücken
er will nichts fressen
starker Speichelfuss
häufiger Würgereiz, er versucht sich vergeblich zu erbrechen oder Kot abzusetzen
der Bauchumfang kann im fortschreitenden Verlauf trommelartig zunehmen
wenn man vorsichtig gegen die Bauchwand klopft, ist ein Trommel-ähnliches Geräusch zu hören
der aufgeblähte Magen kann auf die Lunge drücken und die Atmung behindern mit der Folge von Atemnot
im weiteren Verlauf setzt eine Teilnahmslosigleit ein bis zum Schockzustand
stark erhöhter Puls; ggf. den Herzschlag überwachen mit -> Puls prüfen



D. NOTFALLMASSNAHMEN

keine (!) notfallmedizinische Maßnahmen durch den Ersthelfer möglich
der Ersthelfer kann hier nur dafür sorgen, daß der Hund so schnell wie möglich zum Tierarzt kommt



E. TRANSPORT ZUM TIERARZT
wenn möglich einen Helfer organisieren, herbeirufen oder herwinken, auch ggf. auch laut um Hilfe rufen
vorab mit Tierarzt telefonisch Kontakt aufnehmen
sicherstellen daß die Praxis oder Klinik geöffnet hat
wenn der Hund gehen kann, sollte man ihn lassen
die Fahrt zum Tierarzt sollte schnell wie möglich erfolgen, dabei darf man aber keine unnötigen Risiken auf sich nehmen
wenn man selbst zu aufgeregt zum Autofahren ist sollte man jemand Anderes bitten dies zu übernehmen
weitere Details zum Transport des verletzten Hundes, siehe  -> Transport

E.1 Folgen einer Magendrehung

durch die Verdrehung des Magens sind der Mageneingang zur Speiseröhre hin und der Magenausgang zum Dünndarm blockiert
Mageninhalte und Gase nicht mehr aus dem Magen entweichen
der Magen kann sich bis zum Bersten mit Fäulnis-Gasen auffüllen
der Magen kann durch Druck über das Zwerchfall Atmung und Herz-Tätigkeit beeinträchtigen
Magengewebe kann durch die unterbrochene Blutversorgung unwiederbringlich absterben
es droht die Perforation der Magenwand, der Magenihalt kann in die Bauchhöhle gelangen
die Milz hat sich mit dem Magen mitgedreht und ist ebenfalls vom Blutkreislauf abgeschnitten
aufgrund der vielen Schädigungen droht ein lebensbedrohlicher Schock
lebensbedrohliche Herzrythmusstörungen können hinzu kommen
die Todesrate bei einer Magendrehung ist sehr hoch: etwa 30 Prozent der Hunde mit Magendrehung sterben daran oder müssen eingeschläfert werden


F. WEITERE HINWEISE
F.1 MAGENDREHUNG-PRÄVENTION


wie bereits oben beschrieben ist die eigentliche Ursache der Magendrehung wissenschaftlich nicht nachgewiesen - daher gibt es viele Ratschläge und Spekulationen
eine wirksame Prävention ist aber nicht sicher möglich
es sollten nicht zu grosse Portionen auf einmal gefüttert werden - also auf keinen Fall die Eine-Portion-am-Tag Fütterung.
auf die ausschließliche Trockenfütterung sollte verzichtet werden, weil diese Art von Nahrung länger im Magen bleibt
der Hund sollte nach der Fütterung etwa zwei Stunden nicht spielen, nicht springen oder herumtollen
auch sollte das Wälzen um die Körperachse und das Treppensteigen in der Zeit vermieden werden





 

 
 
 
 
 
GIGOLO VOM HEIDENBERG     © GABI KREMP